Maßnahmen: Verbinden

1. Druckverband

Hintergrund: Schock

Starke Blutungen können zu einem Volumenmangelschock (Hypovolämischer Schock) führen. Schon bei einem Blutverlust ab einem Liter besteht beim Erwachsenen (ca. 65kg) akute Lebensgefahr. Bei Säuglingen können 100 ml schon lebensbedrohliche Folgen nach sich ziehen. Der hohe Blutverlust führt dazu, dass die Sauerstoffversorgung oder Verwertung in mehreren Organen gleichzeitig vermindert ist, sodass im Gewebe Sauerstoffmangel auftritt. Somit besteht stets ein Missverhältnis zwischen dem im Kreislauf zirkulierenden Blut und dem Blutvolumen, das zur ausreichenden Versorgung aller Organe benötigt wird: Das Sauerstoffangebot ist geringer als der Sauerstoffbedarf

Allgemeine Schocksymptome
  • schneller, immer schwächer werdender Puls
  • fahle, blasse Haut
  • kaltschweißige Haut
  • Frieren
  • Teilnahmslosigkeit, Verwirrtheit
Allgemeine Maßnahmen bei Schocksymptomatik

Immer gilt:

  • Unfallstelle absichern/Eigenschutz beachten
  • schnellstmöglich Notruf absetzen
  • beruhigen
  • Wärmeerhalt
  • ständige Kontrolle der Vitalfunktionen

Zudem:

  • Schocklage
  • Beseitigen der Ursachen
    • hier: Stillen starker Blutungen z.B. mit einem Druckverband

Durchführung der Schocklage

Die betroffene Person legt sich auf den Rücken und die Beine werden durch Hochhalten und/oder Unterlegen von geeigneten Materialien (z.B. Sporttasche, Decken) ca. 20 bis 30 cm höher gelagert als der restliche Körper. Dadurch wird das in den Beinen befindliche Blut dem zentralen Kreislauf zur Verfügung gestellt. Das Kreislaufsystem hat so etwa 0,7 Liter mehr Blut zur Verfügung. Zusätzlich sollte der Wärmeerhalt sichergestellt werden, zum Beispiel mit einer Rettungsdecke.

Ausnahmen - Die 5-B-Regel
Die 5-B-Regel beschreibt Ausnahmen bei denen trotz eventueller Blutung und Schockgefahr keine Schocklage durchgeführt wird, sondern entsprechende andere Lagerungen durchzuführen sind:
  1. Birne (Kopfverletzungen) → Oberkörper leicht erhöht
  2. Brust (Brustkorbverletzungen) → Atemerleichternde Sitzhaltung
  3. Bauch (Bauchverletzungen) → Bauchdeckenentspannende Lagerung
  4. Buckel (Wirbelsäulenverletzungen) → Keine unnötigen Bewegungen, vorgefundene Lage unterstützen
  5. Becken (Beckenverletzungen) → Schonhaltung unterstützen, wenn möglich flache Lagerung
Auch wenn das Herz betroffen ist, z.B. bei einem Herzinfarkt bzw. kardiogenen Schock oder bei Atemnot wird keine Schocklage durchgeführt.

Lebensbedrohliche Blutungen

Große Blutverluste können schwere Folgen haben. Grundsätzlich entstehen Blutungen durch die Verletzung von Gefäßen. Aus der Farbe des Bluts lässt sich ermitteln, welches Gefäß betroffen ist, so tritt hellrotes Blut aus Arterien und dunkleres Blut aus den Venen. Wie gefährlich eine Blutung ist, hängt vom Ausmaß der Verletzung und vom gesundheitlichen Allgemeinzustand der betroffenen Person ab. Bei geringen Blutungen sichert das körpereigene Blutgerinnungssystem normalerweise innerhalb weniger Minuten die spontane Blutstillung. Bei starken Blutungen ist das körpereigene Gerinnungssystem allerdings überfordert, sodass blutstillende Maßnahmen von außen notwendig sind. Entsprechend dem Schweregrad einer Blutung lassen sich diese Arten unterscheiden:

  • Tropfend: eher bei kleinen Schnittwunden
  • Rinnend: größere Schnittwunden, jedoch ohne Verletzung eines großen Gefäßes
  • Fließend: es sind kleinere und größere Venen oder kleine Arterien betroffen
  • Spritzend: es sind mittlere und große Arterien betroffen.
Der Druckverband
Ziel des Druckverbandes ist es einen punktuellen Druck auf eine stark blutende Verletzung auszuüben. Die restliche Blutversorgung der umgebenden Regionen muss dabei stets vorhanden bleiben.

Hilfsmittel
  • Einmalhandschuhe
  • Steriles Material (Verbandpäckchen, Kompressen)
  • Druckpolster (sollte nicht Saugfähig sein, z.B. eingepacktes Verband- oder Taschentuchpäckchen)
Durchführung
  • Betroffenes Körperteil nach Möglichkeit hoch halten (ggf. durch 2. Helfer:in)
  • Steriles Material direkt auf die Blutung
  • 2-3 Bindengänge zur Befestigung
  • Druckpolster auf die steril abgedeckte Wunde drücken
  • Druckpolster Komplett einwickeln
  • Nun auf der Seite der Wunde nur noch über die Mitte des Druckpolsters wickeln
  • Gegenüber recht breit wickeln um den venösen Rückstrom zu entlasten
  • Nagelbettprobe
Hinweise
  • Bei schweren Blutungen sollte nicht nur die reine Wundversorgung im Vordergrund stehen, sondern gleichermaßen die Überwachung des Allgemeinzustands des Betroffenen. Wie du bereits erfahren hast, liegt die große Gefahr einer Blutung darin, dass es zu einem Volumenmangelschock führen kann. Es empfiehlt sich deshalb immer den Betroffenen auch während der Behandlung in die Schocklage zu bringen.
  • Betroffene Extremität hoch halten um die Blutung zusätzlich zu verringern
  • Das Abdrücken der Arterie des Armes oder des Beins wird NICHT mehr empfohlen
  • An folgenden Körperregionen und ggf. bei Amputationen ist das klassische Anlegen eines Druckverbandes nicht möglich bzw. nicht angezeigt:
    • Hals
    • Brust
    • Bauch
    Hier sollte manuell etwas Steriles (Kompresse, Verbandtuch, etc.) auf die Blutung gedrückt werden bis professionelle Hilfe eintrifft

Tutorial zum Druckverband